97. Jahrestagung der DOG 1999

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AMNION-DECKUNG BEI KORNEALER EINSCHMELZUNG IM RAHMEN EINER AKANTHAMÖBEN-KERATITIS

T. Bohlender, K. Hille, A. Singer, F. Schirra, K. W. Ruprecht


Patient: Im Februar 1998 stellte sich ein 33 jähriger Gärtner in unserer Notfallambulanz mit mäßigen, in den letzten 4 Tagen zunehmenden Schmerzen am linken Auge vor. Der myope Patient war Träger weicher Einmaltragekontaktlinsen, die er in unregelmäßigen Abständen (bis zu 4 Wochen) wechselte und auch nachts trug. Anamnestisch war 8 Tage vorher eine Fingernagelverletzung links vorausgegangen. Der Visus am betroffenen linken Auge betrug HBW mit intakter Lichtprojektion. Spaltlampen-mikroskopisch zeigte sich links eine ausgeprägte gemischte Injektion mit starker Chemose der Konjunktiva. Die gesamte Hornhaut war links milchig eingetrübt mit beginnender Ulzeration im unteren Hornhautdrittel. Bei zunächst unklarer Ätiologie des Ulkus kam es in den folgenden Tagen trotz lokaler und systemischer Antibiotikatherapie und lokaler antimykotischer Therapie (FloxalR AT halbstündlich, 5x Amphotericin B AT, 1x2g RocephinR i.v., RefobacinR 3x80mg) zu einer fulminanten Einschmelzung der Cornea. Die mikrobiologische Aufarbeitung einer durchgeführten Hornhaut Biopsie ergab keinen Hinweis auf eine Infektion durch Bakterien oder Pilze, jedoch zeigten sich histologisch PAS-positive kugelige Gebilde, die Akanth-amöbenzysten entsprachen. Die Therapie wurde dann auf BroleneR AT stdl, LavaseptR AT (0,02%) stdl., PolyspectranR AT stdl., Clotrimazol 1% AT 5x, Itraconazol 200 Tabl. 1x1 umgesetzt. Bei beginnender Deszemetocele wurde notfallmäßig eine Amnion-Deckung der Kornea durchgeführt. Im Laufe der folgenden Wochen kam es zu einer allmählichen Reepithelialisierung der Kornea mit Aufklarung der Hornhaut und des Transplantats und Rückbildung des Entzündungszustandes. Nach 2 Monaten war der Visus auf dem linken Auge auf 0,08 und nach 6 Monaten auf 0,3 angestiegen.

Schlußfolgerung: Bei allen Kontaktlinsenträgern mit Hornhautulkus sollte auch bei nicht sicher richtungsweisendem Befund eine Akanthamöben-Keratitis ausgeschlossen werden. Bei unserem Patienten führte die Amnion-Deckung, die bei akuter Perforationsgefahr durchgeführt wurde, neben der o.g. lokalen und systemischen Therapie zu einer zunehmenden Reepithelialisierung und Aufklarung der Hornhaut.

Univ.-Augenklinik und Poliklinik, Kirrberger Str.1, D-66421 Homburg


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