97. Jahrestagung der DOG 1999
P 653
SPONTANE SINUS CAVERNOSUS-FISTEL; 5 FÄLLE IN 2 JAHREN
U. Voigt, J. Strobel
Einleitung: Die spontane Sinus cavernosus-Fistel ist eine seltene aber ernstzunehmende Differentialdiagnose bei rotem Auge. Nicht selten erleben die Patienten eine Odyssee bis zur endgültigen Diagnosestellung und Behandlung.
Patienten und Methoden: Von 1996 bis 1998 wurden in der Uni-Augenklinik Jena fünf Patienten zur Mitbeurteilung bei unklarer chronischer Entzündung bzw. unklarer Protrusio bulbi vorgestellt. Mittels klinischer Untersuchung und MR-Angiografie wurde der dringende Verdacht auf eine Sinus cavernosus-Fistel gestellt. Nach angiografischer Diagnosesicherung erfolgte der Verschluß der Fistel mittels ablösbarer Platinspiralen im Alfred Krupp Krankenhaus in Essen.
Ergebnisse: Das Alter der Patienten lag zwischen 32 und 75 Jahren. Betroffen waren vier Frauen und ein Mann. Die Dauer der Anamnese von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung betrug in vier Fällen mehrere Monate bis zu 1,5 Jahren; bei einer Patientin trat ein akuter Exophthalmus infolge einer Aneurysmaruptur der Carotis interna in den Sinus cavernosus auf. Alle Patienten wiesen eine Protrusio bulbi und Hyperämie der venösen Gefäße aller Augenabschnitte auf. Bei vier Patienten wurde durch Provokation (Bauchlage) eine Zunahme des Exophthalmus und ein Anstieg des Augendruckes hervorgerufen. Ein Pulsieren des Bulbus bzw. pulssynchrone Geräusche im Bereich der Orbita wurden bei zwei Patienten registriert. Bei zwei Patienten mit besonders langer Anamnese traten Visusverlust und Gesichtsfeldeinengung auf. Ein Patient klagte über Diplopie in alle Blickrichtungen. Nach dem Verschluß der Fistel bildeten sich die Symptome bei allen Patienten deutlich zurück. Bei zwei Patienten blieben leichte funktionelle Defizite zurück.
Schlußfolgerungen: Bei chronischer unklarer einseitiger Hyperämie mit Protrusio bulbi sollte differentialdiagnostisch an eine Sinus cavernosus-Fistel gedacht werden. Bei frühzeitiger Diagnosestellung und Verschluß der Fistel lassen sich irreversible funktionelle Schäden verhindern.
Augenklinik der Friedrich-Schiller Universität Jena, Bachstraße 18,
D - 07740 Jena
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