97. Jahrestagung der DOG 1999

K 603

OPHTHALMIA NODOSA DURCH HAARE EINER VOGELSPINNE

L. Frisch, I. Eggers1, P. Jäger2


Fallvorstellung: Eine 18-jährige Frau stellte sich wegen starker Blendung, Schmerzen und Rötung des rechten Auges vor. Drei Wochen zuvor hatte sie ein Exemplar der Vogelspinnenart Phrixotrichus scrofa (= P. roseus) gestreichelt. Ophthalmoskopisch zeigten sich multiple Härchen in allen Hornhautschichten sowie subepitheliale Trübungen. Am Endothel bestanden multiple Fremdkörpergranulome. Die oberflächlich gelegenen Fremdkörper konnten entfernt werden. Unter lokaler Steroidgabe kam es zur raschen Abheilung. Ein halbes Jahr später stellte sich die Patientin erneut mit Vorderkammerreiz und Iritis vor, die gut auf lokale Steroidgabe ansprach.

Ätiologie: Außer den Giftdrüsen besitzen Vogelspinnen einen weiteren Abwehrmechanismus gegen Feinde. Bei Bedrohung reiben die Tiere mit den Hinterbeinen über ihren Hinterleib, wobei bis zu ca. 100.000 feinster Härchen abbrechen und dem Angreifer entgegengeschleudert werden. Die Härchen besitzen feine Widerhaken und können die Dermis, aber auch Cornea und Sklera durchdringen. Die Folge sind Reizzustände bis hin zur Uveitis posterior und Endophthalmitis. Die Entfernung der mikroskopisch kleinen Fremdkörper ist nur in den anterioren Hornhautschichten möglich.

Schlußfolgerung: Die Ophthalmia nodosa ist in Mitteleuropa selten und wird hauptsächlich durch Raupenhaare verursacht. Seit einigen Jahren werden Vogelspinnen vermehrt als preisgünstige „Haustiere" gehalten, so daß mit einer Zunahme dieser Erkrankung zu rechnen ist.

(Es wird eine kurze Zeitlupenaufnahme einer sich reibenden Vogelspinne auf Video gezeigt.)

Universitäts-Augenklinik Mainz,
1Universitäts-Augenklinik Heidelberg, 2Zoologisches Institut Universität Mainz


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